Verfasst von: irissmann | Freitag 7. März 2008

Der Schicksalsberg

Von Wellington hatten mich zwei Mädels, die ich schon auf der Südinsel kennengelernt hatte, zum Tongariro Nationalpark mitgenommen. Und hier hab ich entgegen meinen Vorsätzen doch noch einmal einen Great Walk, den ‚Tongariro Northern Circuit‘, beschritten. Und dieser Track hat die Bezeichnung ‚Great Walk‘ wirklich verdient und reiht sich auf meiner Beliebtheitsskala ganz oben mit ein.

Der Schicksalsberg

Der Tongariro Northern Circuit führt entlang einer Reihe noch aktiver Vulkane, wovon der Mount Ngauruhoe, dank der Herr der Ringe Verfilmung, wohl der bekannteste sein dürfte. Dort diente er nämlich als Kulisse für den Schicksalsberg, in welchem DER eine Ring vernichtet wurde. Bis auf ein Teilstück, dem Tongariro Crossing, wird dieser Great Walk allerdings nur von vergleichsweise wenig Leuten bewandert. Dafür sind auf dem Crossing umso mehr unterwegs; weit über 1000 Menschen täglich machen sich in den Sommermonaten auf den Weg, um die Vulkanlandschaft aus der Nähe zu betrachten. Und so kann es schon mal vorkommen, dass man in einer Schlange anstehen muß, um einen der Krater zu besteigen 🙂

Für mich sollte die Wanderung 4 Tage dauern und so ging es letzten Dienstag mit dem Bus nach Whakapapa, dem Ausgangspunkt der Tour. Hier hab ich mich erstmal über die aktuellen Wetteraussichten und die in der Nähe liegen Geocaches informiert. Das Wetter versprach Sonnenschein für den nächsten Tag und zu Suchen gab es auch so einiges. Und nachdem diese wichtigen Vorbereitungen getroffen waren, ging’s auch schon los.

Der erste Tag war eine recht einfache und relativ kurze Wanderung durch eine leicht hügelige Heidelandschaft. Man hatte eine wundervolle Aussicht auf die Umgebung und die Vulkane, zu denen der zweite Tag führen sollte und schon nach vier Stunden gemütlichen Wanderns, hatte ich die erste Hütte erreicht. Der Höhepunkt des Tages war dann der Sonnenuntergang hinter dem Mount Taranaki, einem weiteren Vulkan auf der Nordinsel in ca. 200Km Entfernung.

Für den zweiten Tag war ja Sonnenschein angesagt und so hatte ich meinen Wecker auf 5.30 Uhr gestellt, um mit den ersten Sonnenstrahlen aufzubrechen und vor den ganzen Massen am Berg zu sein. Das Problem war nur, dass das Wetter sich nicht nach der Vorhersage richten wollte und es in Strömen gegossen hat. Also wieder in den warmen Schlafsack gekrochen und erstmal ausgeschlafen. Der Regen hat dann zwar irgendwann aufgehört, aber die Berge waren immer noch Wolkenverhangen, was ja keine gute Aussicht verspricht.

Als sich die Lage gegen Mittag immer noch nicht gebessert hatte, bin ich dann trotzdem los. Vielleicht wird es ja unterwegs noch besser. Das späte losgehen hatte dann wieder den Vorteil, dass der größte Schwung von Tagesbesuchern schon durch war und man ungestört wandern konnte. Besser wurde es aber trotzdem nicht und so konnte man vom Bergsattel aus nur in die Wolken gucken und ein Aufstieg auf einen der Gipfel kam somit auch nicht in Frage. Als letzte Hoffnung blieb also nur noch der nächste Tag, da die Route wieder ein ganzes Stück zurück führt.

Ein wenig weiter unten hatte man dann schon wieder Sicht und so konnte ich wenigstens erstmal die Emerald Lakes bestaunen. Dies sind einige kleine Seen, welche durch ihren Mineraliengehalt sehr klar und grün schimmern. Außerdem küdigen sie sich einem schon von weitem durch ihren Geruch an, da rings herum Schwefeldämpfe aus dem Boden aufsteigen. Riecht wie faule Eier.

Und wirklich, der nächste Tag begann mit Sonnenschein. Also schnell die Sachen gepackt und gefrühstückt und auf den Weg gemacht. Wie schon gesagt, der erste Teil dieser Etappe ging nochmal ein ganzes Stück bis zu den Emerald Lakes zurück. Dort schnell den Rucksack hinter einem großen Felsen versteckt und hoch auf den Berg. Und die Aussicht war wirklich toll. Der rote Krater leuchtet in allen möglichen Rottönen und vom Mount Tongariro konnte man weit ins Land schauen. War aber auch sehr knapp gewesen, denn schon eine viertel Stunde nachdem ich vom Gipfel wieder herabgestiegen war, zog wieder eine Wolkenfront auf und innerhalb weniger Minuten war es vorbei mit der tollen Sicht.

Wieder bei den Seen, hab ich meinen Rucksack geschnappt und mich auf den Weg zur dritten Hütte aufgemacht. Ab jetzt war ich dann auch ganz alleine unterwegs, da die Tagesbesucher bei den Seen alle wieder zum Tal absteigen. Und hier fing für mich auch das schönste Teilstück der Strecke an. Es ging den weiteren Tag durch alte Lava- und Aschefelder, hier und da einige Felsen und überall kleine Flecken an denen die Pflanzen wieder Fuß fassen. Nicht mehr als ein paar Flechten, Moose und Gräser. Man kommt sich vor wie in einer Mondlandschaft.

Und hier hab ich für mich das erste mal wirklich erfaßt, was das Sprichwort ‚Der Weg ist das Ziel‘ bedeutet. Ich konnte mich an dieser Szenerie einfach nicht satt sehen und habe mich alle paar Schritte immer wieder umgedreht um die Landschaft zu bewundern. Die Felswände in verschiedenen Rot- und Brauntönen, Schwarz und Grau von der Lava und ein schwaches Grün. Dann waren dort manchmal Felsen, die aussahen wie hingekleckert. Haben mich ein wenig an die Kleckerburgen erinnert, welche ich als Kind immer an der Ostsee gebaut hatte, nur viel größer und stabieler natürlich. Und selbst als es dann irgendwann leicht zu regnen angefangen hatte, hat mich das nicht weiter gestört. Habe mich sogar dabei ertappt, wie ich ab und zu angehalten hatte, um ein kleines Blüchen zu bewundern. Ich hätte immer weiter gehen können.

Sowieso hat sich meine Art zu wandern in der Zwischenzeit sehr verändert. Am Anfang war ich immer bestrebt, so schnell wie möglich zur nächsten Hütte oder bestimmten Punkt auf der Route zu kommen. Mittlerweile lasse ich mir unterwegs jede Menge Zeit, mache viele und lange Pausen und genieße es einfach unterwegs zu sein. Ist eigentlich auf viel schöner, als am frühen Nachmittag schon auf der Hütte zu sitzen und zu lesen.

Den letzten Tag hab ich dann fast komplett im Regen und Nebel verbracht. Auch wird es jetzt hier schon allmählich recht kühl und der Sommer scheint sich so langsam zu verabschieden. Aber es ist ja bald wieder Sommer 🙂

Wenn alles gut geht, bin ich ab morgen wieder für drei Tage mit dem Paddelboot unterwegs. Diesmal geht es jedoch einen Fluß entlang und von den Bildern die ich schon gesehen habe, muß es dort traumhaft sein. Bin mal gespannt.


Antworten

  1. Hallo Ingo, diesmal herzliche berliner und ahmser Grüße zusammen. Ich hole Sheana ab, damit sie die Osterferien wieder in Berlin verbringen kann. Wir freuen uns sehr, daß sie es immer noch möchte und wir haben auch schon viel geplant. Deine DIA-Show war, wenn auch unvollständig, wieder sehr beeindruckend. Weiterhin fröhliches Wandern bei schönem Wetter sowie tolle Erlebnisse und interessante Bekanntschaften. Gruß Mutti, Sheana, Liane und Jens.

  2. Hallo Ingo, DIA-Show hat jetzt funktioniert. Das Laden hatte nur länger gedauert.
    Alles Liebe und bleib gesund – Liane


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